Familiäre Hypercholesterinämie
Bei der Hypercholesterinämie handelt es sich um eine Fettstoffwechselstörung, die zu einem Anstieg der Cholesterinwerte im Blut führt. Der chronisch erhöhte Cholesterinspiegel gilt als Risikofaktor für Arteriosklerose und ist die häufigste Ursache für Herz- und Gefäßerkrankungen. Dabei sind die Cholesterinfraktionen HDL und LDL von besonderer Bedeutung.
Die autosomal-dominant vererbte FH, ist die überwiegende Form der FH und wird durch Mutationen in den Genen des LDL-Rezeptors (LDLR), des Apolipoproteins B-100(APOB) und der Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK9) verursacht. In seltenen Fällen wird die FH auch autosomal-rezessiv vererbt. Dabei wurden pathogene Veränderungen in dem Gen LDLRAP1 (LDL-Rezeptor-Adapter Protein 1) identifiziert.
Ein chronisch erhöhter Cholesterinwert bedingt zunächst keine körperlichen Beschwerden. Allerdings führen damit verbundene Folgeerkrankungen zu schwerwiegenden Komplikationen. Dabei erleiden nicht-identifizierte homozygote Anlagenträger oft vor dem 30. Lebensjahr einen Herzinfarkt. Bei heterozygoten Betroffenen gilt eine symptomatische Koronargefäßerkrankung vor dem 50. Lebensjahr als wahrscheinlich.
Daher ist ein frühzeitiges Erkennen des Überträgerstatus wichtig für die Betroffenen und ihre Familienangehörigen, da man effektiv vorbeugend behandeln kann.
Indikation
- Verwandte sind vor dem 50. Lebensjahr am Herzinfarkt, Schlaganfall oder am plötzlichen Herztod verstorben
- Arteriosklerose
- Erhöhte LDL-Werte sind aus der Familie bekannt
- Der LDL-Wert liegt schon bei Kindern >150mg/dl; Gesamtcholesterin >270mg/dl (6,7mmol/l)
- Der LDL-Wert liegt bei Erwachsenen >190mg/dl; Gesamtcholesterin >300mg/dl (7,5mmol/l); dabei liefert die Ernährung des Betroffenen keine plausible Erklärung
- Cholesterinablagerungen in Haut, Sehnen und um Augen sowie Arcus lipoides corneae (liegen bei homozygoten Anlagenträgern bereits im Kindesalter vor)
Molekulargenetische Diagnostik
Mittels der Next Generation Sequencing (NGS)-gestützten Panel-Diagnostik werden bei Verdacht auf FH alle kodierenden Abschnitte einschließlich der flankierenden Intron-Bereiche der Gene LDLR, PCSK9, LDLRAP1 und APOB untersucht. Darüber hinaus werden große Deletionen und Duplikationen in diesen Genen mittels CNV-Analyse untersucht. Große Deletionen und Duplikationen werden im Gen LDLR zusätzlich mittels MLPA identifiziert.